Der Umgang mit Gerüchten

Wie Stimmungen sind Gerüchte in vielen Fällen die Vorboten einer sich abzeichnenden Entwicklung. Da an Kapitalmärkten oft unter Unsicherheit und Zeitknappheit gehandelt werden muss, kommt Gerüchten bzw. der Einschätzung ihres Wahrheitsgehaltes eine besondere Rolle zu. Wie jede mündliche Information unterliegt das Gerücht immer sofort der subjektiven Interpretation und der persönlichen Transformation. Gerüchte bestimmen sämtliche Markgeschehen in einem Maß, wie man es kaum für möglich hält. Stichwort VW Dieselgate. Kaum war das Gerücht –noch lange kein Geständnis- aufgekommen brach der Kurs ein. Gerüchte werden leider im

Allgemeinen geglaubt, ihr Wahrheitsgehalt wird nicht hinterfragt. In einer Phase des Nicht- oder Nichtgenau-wissens wird jedes Wort für bare Münze genommen. Freilich sind nur wenige Gerüchte so bedeutend, dass sie zu heftigen Preisausschlägen führen. Aber jedes Gerücht birgt ein hohes Risiko für Kursentwicklung und auch für das Image. Das gilt auch für ein internes Gerücht. Aus bloßem Zufall entsteht ein Gerücht in den seltensten Fällen. Dabei vermischen sich Halbwahrheiten, Verdächtigungen, Neidgedanken, Unterstellungen, Mutmaßungen, Unbestimmtheiten und Richtiges mit Unrichtigem, ohne dass der Betroffene die ursprüngliche Quelle identifizieren kann. Jeder weiß zudem, dass Gerüchte auch gezielt lanciert werden können, um von der anschließenden Entwicklung zu profitieren, wobei stets eine gewisse Erwartungshaltung mitschwingt: „Wird er nun gehen oder nicht?“, „Das klingt doch sehr plausibel und deckt sich mit den Einschätzungen des Marktes“, „Habe ich Ihnen nicht schon vor Wochen vorausgesagt, dass …“, oder „Das war gar nicht anders zu er warten.“, bzw. „Das passt ganz genau in die Landschaft und ist typisch“. Oft wirft man Unternehmen eine verspätete Reaktion vor, ohne sich zu vergegenwärtigen, dass man als Betroffener meist erst der Letzte ist, der überhaupt von dem Gerücht Kenntnis erlangt. Der richtige Umgang mit Gerüchten, insbesondere die Kunst des Dementis, muss daher Bestandteil professioneller Investor-Relations-Arbeit sein. Der Deutsche Investor Relations Kreis (DIRK) meint dabei: „Gerüchten soll mit dem Instrumentarium der Investor Relations aktiv begegnet werden, in schweren, das Image und/oder die Geschäftsentwicklung schädigenden Fällen sollen Instrumente der Public Relations (Pressearbeit, Anzeigen etc.) einbezogen werden“. Oft gehen Dementis und Gegendarstellungen ins Leere oder wirken in ihrer Unbeholfenheit sogar wie eine ungewollte Bestätigung des Gerüchts. Das Ritual ist immer das Gleiche: Speziell dann, wenn sich ein Unternehmen, ein Manager zu Unrecht angegriffen fühlt oder wenn es um Fragen der Ehre oder Status geht, lassen sich Unternehmen zu Stellungnahmen hinreißen, deren kommunikative Qualität kontraproduktiv ist.

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