"beautyfing" als Zweck

Selbstdarstellung ist stets an eine graduelle Idealisierung (gelegentlich wird in diesem Zusammenhang von „beautyfying“ gesprochen, das ist hier aber nicht gemeint) des wirklichen Geschehens gebunden. Dramaturgische Loyalität und dramaturgische Disziplin tragen eben falls zum Gelingen der Inszenierung bei. Denn ein bestimmtes Image kann man nicht wechseln wie sein Hemd, es sei denn um den Preis des Verlustes von Glaubwürdigkeit. Was wiederum den Kurs gen Talsohle treibt. Der tiefere Sinn liegt darin, dass wir auf eine Art von Typisierung angewiesen sind, um erkennbar und unterscheidbar zu werden und auf dieser Basis handeln und entscheiden zu

können. Typisierungen, und um solche handelt es sich bei Eindrücken im Sinne von Images, organisieren Wissen und vereinfachen Kommunikation, indem sie komplexe Sachverhalte auf griffige Formeln reduzieren. Erst vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, was manchmal ungläubiges Kopfschütteln ab nötigt: Börsengänge werden mehr und mehr zu gesellschaftlichen Ereignissen mit hoch bezahlten Auftritten bekannter Fernsehstars. Hauptsache, es wird ein „Event“ daraus und dem Börsenkurs kann auf die Sprünge geholfen werden. Die öffentliche Arena wird zum Jahrmarkt der Eitelkeiten. Das eigentliche Dilemma besteht darin, dass die Grenzkosten für die Unternehmen steigen, je mehr Personen und Firmen sich auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten begeben. Denn wie andere Produktionsfaktoren unterliegen Informationen dem Gesetz des abnehmenden Ertrags. Wenn aber die Beschaffung von Aufmerksamkeit der Flaschenhals ist, durch den Wahrnehmung überhaupt erst möglich wird, dann bedeutet dies zwangsläufig, dass die eigene Kommunikationsstrategie sich gegen immer mehr Konkurrenz aufmerksamkeitsstark durchsetzen muss. Unternehmensvorstände stehen ja nicht nur unter dem Druck, gute Ergebnisse vorweisen zu müssen, sondern zunehmend auch unter dem Druck der Investoren, die immer unverblümter die ungenügende Kurspflege, aber auch die immense Wertvernichtung in der Hauptversammlung kritisieren. Gute Geschäftsergebnisse sind für eine gute Kursentwicklung längst nicht mehr ausreichend. Ich habe gelesen, dass zwischen 51 und 56 Prozent der Analysten eine Aktie nicht empfehlen, wenn die IR-Arbeit starke Mängel aufweist; 48 Prozent der Portfoliomanager schrecken sogar vor einem Kauf zurück. Entsprechend wird Kommunikation immer wichtiger, aber auch schwieriger und dies nicht zuletzt, weil der Druck auf die Abteilung durch die Erwartung schneller Erfolge wächst.

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