Alles beeinflusst die Kommunikation

Unter diesem Gesichtspunkt erhält die teilweise erlebte, sehr interessante und unterhaltende Selbstdarstellung von manchen Managern ihren eigenen Wert. Wenn man es versteht, auf diesem Stil-Klaviar zu spielen, hat man gute Chancen, die Aufmerksamkeit der Analysten und Fondsmanager auf sich zu ziehen. Agenturen, die persönliche Trainings und Präsentationstechniken anbieten, erleben zurzeit einen ungeahnten Boom. Immer mehr Agenturen, Berater oder Coaches bieten persönliche Trainings an: Einzig zu Vorbereitung auf öffentliche Auftritte, Finanz-Roadshows und Pressekonferenzen, Interviews und Präsentationen. Dies hätten viele dringend nötig!

Über diese Beratungstätigkeit wird aber kaum gesprochen. Weil es immer noch ein Tabuthema ist. In sehr vielen Konzernen. Wenn jemand in die Vorstandseben gehoben wird, dann ist das eine „Quasi-Vollkommenheit“. Es hängt eben viel von der Person oder den Personen ab, die das Unternehmen nach außen repräsentieren. Gelingt es ihnen nicht, den richtigen Draht zu den Anlegern und Analysten zu finden, haben sie schlechte Karten und sind gegenüber den geborenen Selbstdarstellern im Nachteil. Wem es gelingt, Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu gewinnen, der hat die besten Chancen. Dazu gehört die Herstellung von Optimismus und Handlungsbereitschaft. Das muss man trainieren! Vielleicht muss dass, das Management noch dazu lernen. Mit Autorität verbindet sich Respekt, Anerkennung und vielfach Achtung. Insofern beeinflusst „die Quelle“ im Kommunikationsgeschehen unsere Wahrnehmung im hohen Maße. Es kommt nämlich nicht allein auf das an, was gesagt wird. Für die Glaubwürdigkeit einer Nachricht ist es ganz entscheidend, was von wem wozu gesagt wird. Ein und dieselbe Nachricht kann bei dem einen als „Gequatsche“, bei einem anderen jedoch als „bedeutsam“ und mit einem hohen Wahrheitsgehalt versehen ausgelegt werden. Folglich verringert sich für ein Unternehmen, dem man glaubt, was es sagt, der wirtschaftliche Aufwand. Ein Unternehmen mit eher zweifelhaftem Ruf ist vermehrt zu Rechtfertigungen genötigt. Was einfach Geld kostet. Aufmerksamkeit und Vertrauen bilden nach meiner Ansicht die Grundlage für die Wertschätzung eines Unternehmens am Kapitalmarkt. Dabei werden eine höhere Bewertung als im Durchschnitt sowie eine stabilere Kursentwicklung angestrebt. Oft unterschätzt wird dabei der Zeitfaktor. Analystengespräche im Rahmen einer Roadshow dauern – darüber gibt es so etwas wie einen internationalen Konsens – in der Regel eine Dreiviertelstunde bis Stunde. Wenn es dem Vorstandsvorsitzenden, dem Finanzvorstand oder dem IR Manager nicht gelingt, von Anfang an die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu binden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieser die Botschaft nicht zur Kenntnis nimmt. Das Ergebnis findet sich dann im Orderbuch wieder. Am Votum der Analysten bzw. Auftragseingang kann das vortragende Unternehmen ablesen, ob es sich vorteilhaft oder unwirksam dargestellt hat. Die Quelle machts aus!

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